Freitag, 30. April 2010

Im Haus des Khalifen

  Zu einer der schönsten Nachmittage zählen bei uns immer die Einladungen bei Rachana und Tahir Shah. Meist beginnen sie schon zu Mittag und finden dann kaum ein Ende. Menschen aus aller Welt aus allen Kulturkreisen treffen sich dann im wunderschönen Garten des sehr großen Anwesens. Die Familie hat das Haus vor über sechs Jahren gekauft und es liebevoll renoviert und da es in Marokko sooo viel zum erzählen gibt, wenn man was macht, hat Tahir auch gleich ein Buch darüber geschrieben: "Das Haus des Khalifen". Eine wunderbare Geschichte mit viel Liebe und noch mehr Witz. Schriftsteller, Botschafter, Verkäufer, Piloten und viele Kinder beleben dann immer das große verzweigte Haus und dessen Garten.

PS: Das Sieb, das Manfred auf dem Kopf hat, ist Teil eines anderen Buches von Tahir: "Der glücklichste Mensch der Welt"

Immer wieder freuen wir und, bei den Shahs Gast sein zu dürfen.
Selten wird so viel gelacht.
Und getrunken...

Donnerstag, 29. April 2010

Neue Haustiere






Zwischen Einkauf und Kinder abholen hatte ich 40 Minuten Zeit, da ich keinen Termin bei der Pediküre bekam. Da ich schon seit längerem wieder einen Hahn für meine zwei Hühner wollte, düste ich sodann fluchs in den Derb Korea.
Was ich sah, war noch besser als ein Hahn: eine Ladung etwa zehn Tage alter Beldi Kücken (Beldi heiß Land und diese Rasse ist eine spezielle hier in Marokko). Ich nahm drei braune und ein spezielles graues Kücken. Und dann sah ich aus dem Augenwinkel noch was viiieeeel Netteres: Entenkücken!!!

Nach ewig langem Überreden des Verkäufers (etwa 10 Sekunden) nahm ich auch noch davon zwei Stück. Hurra! Ich bin Entenbesitzerin und ließ die auch gleich in unserem Pool schwimmen.
Was für ein Anblick!!
Unbezahlbar!!
Inklusive Futter war das alles noch billiger als eine Pediküre (und die ist in Marokko nicht so teuer). Da gibt es dann bei mir kein langes Überlegen: bemalene Zehennägel für eine Woche oder die unsagbare Freude über vier Hühnerkücken und zwei Entlein.

Dienstag, 27. April 2010

Buchstabensuppe







Wenn man Kinder hat, denen das ganz normale Schreiben schon zu langweilig wird,  muss man ihnen eine Buchstabensuppe kochen.
Sie müssen dann so lange essen und mit der Zunge die Buchstaben ertasten, bis sie ihren eigenen Namen geschrieben haben. Sieger ist, wer als erste(r) seinen Namen richtig buchstabiert auf der Zunge vorweisen kann!!

Montag, 26. April 2010

Joggen im Foret de Bouskoura mit fundamentalistischer Begleitung



Foret de Bouskoura noch im noch sehr unbelagertem Zustand!!

Der Foret de Bouskoura ist ein Waldstreifen, etwa 7 km von unserem Haus entfernt Richtung Flughafen. Es gibt da mehrere Wälder, doch einer davon ist sehr populär und leicht erreichbar. An einem Sonntag tummeln sich da tausende Marokkaner. Sie bringen ihre Großfamilie, ihre Tiere, ihre Tajine und Decken und Gaskocher. Das ganz normale Familienleben wird dann in den Wald verlegt. Das ganz normale Dreckmachen dann auch, denn niemand räumt hinter sich auf und an einem Montag morgen ähnelt das ganze einer Müllhalde (obwohl: es wird von Jahr zu Jahr besser!!!). An einem Sonntag sind auch Hängematten zu mieten und man kann mit Eseln reiten, die einen Mercedesstern auf der Stirn haben. Auch gibt es einen Markt, wo man alles kaufen kann und bei einem Meeerscheweinchenglücksspiel mitmachen kann - es gibt praktisch nichts, was es dort nicht gibt.
Für uns Europäer ist es gut, dass sich die Marokkaner im Allgemeinen gerne alle zusammen setzen. Das heiß, alle sitzen geballt auf einem Fleck zusammen, direkt neben ihren Autos mit offenen Türen, aus denen laute Koranmusik erschallt. Sie sitzen in ihrem eigenen Unrat und es stört sie keineswegs.
Es kommen auch immer mehr Fundamentalisten, die sich dann in den hinteren Teil des Waldes verschanzen. Vielleicht sind ihnen die "normalen" Moslems schon zu ungläubig und sie wollen sich von ihnen abgrenzen. Erst kürzlich traf ich am Sonntag mit Alina und Jacob auf so ein Grüppen. An die 25 Männer von vier bis 99 Jahren standen in einer Linie und waren gerade in ihr Nachmittagsgebet vertieft. Jacob meinte nur: "Schau mal Mama, die machen Gruppensport!"
Eine Woche später joggte ich wieder dort an einem Sonntag (was wir eher selten tun). Alina und Jacob waren mit den Rädern mitgefahren. Gegen Ende meiner Runde kommt ein Fundamentalist aus dem Wald gekrochen. Er zog grad noch sein Käppchen zurecht und streifte seine Gallabah (diese langen Kittel) gerade. Weiß Gott bzw. Allah, was er da drinnen gottesgnädiges gemacht hat... will es auch gar nicht wissen. Er schleicht sich bei uns vorbei, nicht ohne mir in meinen kurzen Jogginghosen und meinem Trägerleibchen einen bösen Blick zugeworfen zu haben... Er holte aus einem Versteck sein Fahrrad heraus und folgte uns dann. Beim Vorbeifahren fragte er mich dann, ob das mein Sohn sei - auf Jacob weisend (wegen einer Tochter kräht bei denen ja kein Hahn...). Ich meinte "ja" und gab noch mit einem weiteren Sohn an, damit ich ihm meinen Strand als sohngebährende Mutter gleich klarmachen konnte!! Weiter meinte er dann, dass man unbedingt den Koran lesen soll. Auch auf das hatte ich eine positive Antwort bereit: ich habe ihn schon gelesen und lese ihn gerade das zweite Mal. Was ich ihm verschwieg war, dass ich immer noch auf der Suche nach den Stellen im Koran bin, die was von Kopftuch oder Alkoholverbot erwähnen (und noch vieles mehr!). Er überhörte das wohl, denn er meinte, wenn ich mal sterbe, bekomme ich von Allah drei Fragen und wenn ich die nicht beantworten kann, komme ich ins Fegefeuer... uff. Ich mag zwar unseren Bendikt in Rom nicht, aber selbst der hat es geschafft, das Fegefeuer abzuschaffen!!! Ich meinte gegen Ende nur zu meinem bärtigen Begleiter, dass ich schon in den Himmel kommen werde, weil ich ja - im Gegensatz zu den meisten von ihnen - den Wald sauber halte, der ja auch ein wunderbares Geschöpf Gottes ist.

Und in diesen Wald gehe ich auch heute wieder laufen.

Samstag, 24. April 2010

Medina von Casablanca

Der Markt von Casablanca ist vielleicht nicht
so groß und so buntwie der von Marakesch aber hat dennoch seine Vorzüge. Man muss nur genauer hinschauen.Der Reiz liegt wie immer im Detail. Man sollte also nicht kaufwütig durch die Geschäfte ziehen, da eines genau das gleiche wie das andere feil bietet.
Wir waren an einem Sonntag dort, an dem gerade die zwei großen Fussballteams Marokkos gegeneinander spielten: WAC gegen Raja.
In fast jedem Geschäft hängt ein Fernseher und alle sahen sie dem Spiel zu. Wir konnten das ganze Spiel mitverfolgen, indem wir bei jedem zweiten Schritt in ein anderes Geschäft reinsahen. Ich ermahnte Manfred immer wieder, nicht Partei für die eine oder andere Mannschaft zu nehmen, da man ja nie weiß, wer für wen ist und vor allem - wie intensiv!!
Es gibt dann auf jeden Fall Geschäfte die WAC heißen und eine WAC Hotel und einen WAC Schuhladen und einen WAC Zahnarzt (bei dem ich während eines Spieles allerdings nicht zugegen sein möchte, da der Arzt sicher mit dem Bohrer in der Hand dem Spiel zuschaut). WAC hat an diesem Tag verloren... Pech. Vielleicht wird nun das Schuhgeschäft, das Hotel, der Zahnarzt zu "Raja" umgeschrieben. Man muss ja flexibel bleiben.

Wir kamen dann kaum vom Markt raus, da das Fussballspiel zu Ende war und massenweise Busse vom Fussballstadion Mohamed VI dahergefahren kamen. Jugendliche mit grünen (Raja) und roten (WAC) Fahnen schlugen gegen die Fenster, Autoscheiben lagen schon zerschlagen am Boden und das Polizeiaufgebot glich einem Königsbesuch. Da macht es immer Sinn, ein wenig zu warten und die Lage sich beruhigen zu lassen.

Die Autoscheibe unsereres Autos war noch vorhanden. Il'ham dul'ilah!!


Freitag, 23. April 2010

Balkon 33

Eintrittspreis-Größe!!

Einmal im Monat gibt es in Casablanca ein Abendessen für deutschsprachige Damen. Viele sind keine Deutschen (wie ich ja auch nicht), sind der Sprache aber halbwegs mächtig (wie ich auch!!). Das Grüppchen löst sich dann spätestens um Mitternacht in Teilzellen auf, die meisten gehen nach Hause, aber einige ziehen weiter.
So wir: vier blonde Mädels, die sich noch kurz das Nachtleben von Casablanca reinziehen wollten. Wir wählten das Lokal "Balkon 33", weil es das einzige war, das uns auf die Schnelle einfiel. Als ich vor der Tür auf die restlichen Mädels wartete, fiel mir schon auf, dass vor allem Männer das Lokal betreten und die wenigen Frauen, die noch reingingen, waren jung und sehr auffällig gekleidet. Eintrittspreis für diesen Laden ist eine BH-Körbchengröße von mindestens D plus und 10 cm Absätze, aber zu viert bekamen wir das in Summe gerade mal zusammen und blond zu sein, sollte in solchen Ländern ja auch hilfreich sein.
Im Inneren des Etablissements war dann die Frauenquote doch sehr hoch und wir wussten alle sofort,
warum der Laden "Balkon" heißt. So viele große Brüste auf einen Haufen habe ich noch nie gesehen!!! Alt mischt sich mit Jung oder besser gesagt: Geld mit Sexwilligkeit!!
Wir tanzten zu Europäischer und Marokkanischer Musik und kamen uns mit unseren braven Kleidern wie Nonnen vor. Auch unser Tanzstil differierte stark mit dem, der anatomisch anders gebauten netten Damen...
Ich und eine der Freundinnen (kann ja keine Namen nennen - haha) hatten einen guten Ruf zu verlieren und verließen die Einrichtung nach einer angemessenen Tanzfrist und nachdem ich mir alle aufreizenden Dekoltés angeschaut habe und die dazupassenden Geldtaschen... Die anderen zwei hielten es noch länger aus (natürlich hatten auch die einen Ruf zu verlieren, aber sie passten gut darauf auf!!) und wurden auch zu Drinks eingeladen und in späterer Folge auf einen Vierer... so was kann passieren, wenn man als Blondine abends alleine die Straßen von Casablanca unsicher macht..

Montag, 19. April 2010

Schnipp, schnapp, Abdalla kriegt alles klein!!!


Wenn man in Casablanca eine Villa hat, dann hat man auch einen Wächter. Im besten Fall heißt der Wächter Abdalla und arbeitet für uns. Unser Abdalla ist ein Herz und eine Seele, ein Mensch mit großen Werten und zutiefst vertrauenswürdig. Wir vertrauen ihm schon unsere Kinder an und was wäre kostbarer als das??!!
Seine Hauptaufgabe ist es, auf das Haus aufzupassen. Das ist aber leicht, da unser Haus so groß ist, dass es niemand mitnehmen kann. Wenn wir eine Veranstaltung haben, verwandelt sich Abdalla unaufgefordert und mit viel Elan zu einem Barmann - seine Lieblingsbeschäftigung!! Er zählt die Flaschen mit, weiß von jedem, was er getrunken hat (auch und vor allem von den Moslems unter unseren Gästen!!) und hat unseren Weinkeller im Auge.
Wir haben aber nicht alle Tage eine Party, also muss er sich auch ab und zu im Garten nützlich machen. Da "streite" ich mich dann mit ihm, wer was machen darf und was nicht und was getan werden muss. Abdalla hat nämlich eine Vorliebe für Unkraut. Er hat es so lieb, dass er es nicht vernichten will. Wenn Manni (er ist ein leidenschaftlicher Minuten-Unkrautzupfer) seine Unkraut-Minuten hat und im Garten wild nach kleinen, nicht dazupassenden Pflänzchen sucht, meint Abdalla nur: "Messieur, warum reißt du die aus, die sterben irgendwann ja sowieso von selbst!"
Stimmt.
Kürzlich war ich am Unkrautjäten und Umpflanzen und Samensetzen, da streifte Abdalla auch die Gartenwut und zog sich seine Gummischuhe an. Ich vernahm gerade noch das erste "Schnipp-Schnapp" und rannte, nicht um mein Leben, sondern um das Leben einer Pflanze, die gerade in perfekter Blüte stand, zu retten. Endlich hat unser Busch nach dem nassen langen Winter fette, große, glänzende Blätter bekommen. Endlich grün und satt. Zu satt für Abdalla, denn die Vorderfront der Hecke war schon abgemetzelt und übrig blieben ein paar grau-braune kleine Stämmchen. Aber die waren gerade!!
Ich versuche immer, so diplomatisch wie nur möglich zu sein und meinte zu Abdalla, ob er nicht auch fände, dass gerade jetzt die Büsche so schön aussähen und es doch schade wäre, diese Pracht an Grün so wild abzumetzeln. Ich wies auf einen anderen Busch hin, den er vor einigen Wochen geköpft hatte, der eigentlich gerade die hässliche Brunnenpumpe verdeckt hatte und nun so mager ist, dass die Pumpe doppelt so groß in den Vordergrund sticht. Ich meinte, dass auch dieser Busch sich nicht so schnell erholt hätte und das doch sehr schade sei. Man stelle sich vor, was Abdalla antwortete (da sieht man wieder was für ein strenger Chef ich bin): "Blöd, Madamme, ich hätte die Büsche gestern schon abschneiden sollen, wo du nicht da warst, dann hättest du nichts mehr sagen können, wenn du vor vollendeten Tatsachen gestanden wärst..."
...
Ich entschuldigte mich bei ihm für meinen Vorschlag und wanderte zum Komposthaufen, wo Abdalla wieder eine Gartenlampe, die genau daneben angebracht ist, mit Hasenmist vollgeschmissen hat. Ich grub das Ding aus, wusch noch ein paar Feuchte Meerschweinchenkackas vom Glas weg und steckte noch eine weitere Bambusstange zur Abgrenzung Richtung Lampe in die Erde.

Heute zeigte mir Abdalla seine Kratzer an den Händen. Er hat an den Bougainvillen gearbeitet - ahhhhhh. Mein Blick schweifte unheilverhoffend an der Hecke der Bougainvillen entlang um das Desaster zu finden. Auch hier wies ich wieder auf das Gemetzel hin. Alles was abgeschnitten wurde, braucht nun ewig um zur Blüte zu gelangen und alles was hässlich und alt und lang für Abdalla war, ich aber im Herbst vor seinem Schnipp-Schnapp retten konnte, blüht jetzt nun schon. Wieder meinte ich, dass auch meine schöne Jasmin dem Bougainvillengemetzel zum Opfer gefallen wäre. Mühevoll umwickelte ich mit der Jasmin die Schaukeln der Kinder, was dann wirklich romantisch aussah. Ich band die Ranken fest und sah jeden Tag voller Freuden zu, wie sie Centimeter um Centimeter länger wurden. Als ich nach den Weihnachtsferien wieder nach Casa kam, gab es keine Jasmin mehr - nur noch einen Stumpen, von dem sich nun zögerlich wieder kleine Ranken bilden und sich immer zurückziehen, wenn sie Abdalla kommen sehen.

Als ich heute zum Komposthaufen ging, traute ich meinen Augen nicht: die Gartenlampe war wieder verschwunden. Wieder unter einem Haufen Hasenmist. Das ist unser Abdalla, ein liebevoller Babysitter, ein wunderbarer Barmann, ein Traum von einem Menschen, aber im Garten ist er mir machmal der Dorn in meinem Auge, von dem Ast, den er abgeschnitten hat.
Jacobs Kaktus mit seinen drei neuen "Babys"

Wasser, Wasser, überall Wasser


Ich komme leider nur sehr selten in meinen Blog rein und so vergehen Tage und Geschichten. Was sehr schade ist, denn so richtig pfeffrig kann man ja nur schreiben, wenn es einem noch frisch und gewalttätig auf den Fingerspitzen liegt.
In Marokko sollte es an und für sich selten regnen. So war es auch die ersten fünf Jahre, doch unser sechstes war und ist ein sehr feuchtes, ja regelrecht nasses um nicht zu sagen, überschwemmtes Jahr.
Letzten Mittwoch gehe ich mit Elias, Jacob und Alina in den Club. Voller Übermut habe ich meine große Badetasche mitgenommen, liefere Elias beim Fussball und Jacob bei den Ponys ab. Kaum sind wir bei den Ställen, beginnt es auch schon zu regnen. Ich übergebe Jacob meine Jacke, damit ihm nicht zu kalt ist und bin nun froh, dass ich meine Badetücher mithabe, mit denen sich Alina und ich bedecken, bis die zwei Jungs mit ihrem Sport fertig sind. Viele hübsche Französinnen mit ihren Regenschirmen und dazupassenden Disigner Gummistiefel haben sich wohl gewundert, was ich mit meiner dekorativen Badetasche im Gussregen bei den Pferden suche... Ich mich mit der Zeit auch.

Am nächsten Tag fuhr ich dann mit Jacob und wieder Badetasche zu Sandra nach Dar Bouazza raus, um mit ihr an den Strand zu gehen... Kaum draußen, fing es wie aus Kübeln zum Regnen an. Ich kann auch nicht lange bleiben, da Manni mich anruft, dass ich ihn von der Arbeit abholen muss, da der Büro Audi kaputt ist. Kaum in der Stadt, stehe ich schon mal 30 cm im Wasser und in der Warteschlange der ersoffenen Autos. Bei der Unterführung der großen Moschee steht das Wasser noch höher und ist eigentlich kein Wasser sondern flüssig gewordene Kacke. Leider hatte ich mein Fenster auf und bekam eine tolle Ladung rein. Zum Glück hatte ich noch eine Rolle Klopapier im Auto und konnte so, fahrend, die flüssige Bio-Waffe von der Autoinnenseite wischen. Für fünf Kilometer brauchte ich eine Stunde. Ich machte in der Zwischenzeit eine Fallstudie, wie Menschen mit allen möglichen Schuhwerk durch knietiefes Abwasser waten. Die erste Zeit macht das noch Spass, aber dann...
Manni wartete schon auf uns. Ich meinte ganz ruhig, dass er sich nächstes Mal doch ein Taxi nehmen soll, bevor ich mit der Kirche ums Dorf und durch den Gulli fahren muss. Jacob ist eingeschlafen, kein Wunder bei den Dämpfen...
Kaum zu Hause, erwartete uns Elias vor dem Fernseher und berichtete uns in aller Ruhe, dass wir doch mal in den Keller gehen sollten, weil dort überall Wasser ist... Alina hat mich zwei Mal angerufen, ob sie Chips essen darf, von Wasser hat sie leider nichts erwähnt... Wir dachten schon, dass etwas undicht sei und der Regen in den Keller gekommen ist, aber leider: es war der erst fünf Jahre alte Boiler. Dinge in Marokko und das gleiche Ding in Österreich, sind wie das Verhältnis eines Menschenlebens zu einem Hundeleben. Ein Jahr sind sieben Jahre, also war der Boiler schon 35 Jahre alt, das geht ja dann... was für ein lustiges Spiel für die ganze Familie, dann den Boden aufzuwischen...
Das war der Keller!
Auf dem Weg nach oben war Wasser im Stiegenhaus - eine Wassertreppe sozusagen. Hat ja auch nicht jeder. Das war nicht der Boiler, sondern die undichten Fenster.  Jacobs und Elias' Balkon standen unter Wasser und der Ablauf ging Richtung Zimmer (eh klar, dass ein Balkon zum Haus hin hängt...).
Wir brauchten an diesem Tag den Garten nicht zu gießen.
Am nächsten Tag war auch die Straße sauber, weil unter Wasser. Das hatte nichts mit dem Regen zu tun, sondern, dass eine Leitung von Lydec (unser Wasser- und Stromversorger hier) einen Bruch hatte. So kamen wir zu einem örtlichen Wasserfall neben unserem Haus und der Möglichkeit mit dem Schlauchboot in die Schule zu fahren. Bis heute ist das Gebiet nun abgesperrt, auf der Suche nach dem Rohrbruch und das aufgebaggerte Loch ist nun so groß, dass es sich schon bald rentieren würde einen Baggersee daraus zu machen - falls es zu einer Volkabstimmung kommen sollte: ich stimme dafür!!

Freitag, 16. April 2010

Draa Tal - M'hamid - eine Reise

Jemaa El Fna


Vom 5. bis 9. April unternahmen Manfred, Renate, Stefan, Brigitte, Kurt und ich eine Reise in das Draa Tal. Am Montag begannen wir diese Reise mit einem Nachmittag im Markt von Marakesch und anschließendem Abendessen am Jemaa El Fna (ehemaliger Richtplatz). Leider wird man dort immer wieder preislich über den Tisch gezogen und die Einheimischen dort sind auch nicht so freundlich, wie das der durchschnittliche Marokkaner ist!! Die negativen Auswüchse des Tourismusses eben, aber dennoch wunderbar, wenn man davon absieht. Nach wie vor erzählen alte Märchenerzähler ihre Geschichten und zahnlose Kobras und Vipern darf man sich gegen fünf Euro um den Hals legen... Ein Schüsselchen Bohnen oder Linsen kosten dann statt 40 Cent einen Euro und schwabbeliges Schafsgehirn kann man um zwei Euro verkosten (ich habe das das erste und letzte Mal probiert...). Unser Riad war wunderbar, allerdings nicht für Rollstuhlfahrer geeignet, da man an die 200 Stufen alleine zum Frühstück zurücklegen musste.

Ait Ben Haddou

Noch am selben Abend stritt sich Manfred mit der Autoverleihung herum. Unser Allrad hätte um 20 Uhr beim Riad sein sollen. Mit Dachträger und funktionierender Klimaanlage. Das Auto kam um neun, die Klima funktionierte nicht!! Wir könnten ein Auto haben mit Klima aber ohne Dachständer oder ein Auto mit Fahrer, mit Klima und mit Dachständer... wohin dann aber sieben Leute - auf's Dach, weil ja ein Dachständer vorhanden wäre... Manfred kämpfte noch lange und am nächsten Tag stand ein alter Allrad da, dem man über Nacht noch die Klima reparierte! Wider Erwarten ging das Ding sogar, wenn auch gänzlich ohne Stoßdämpfer...
Von Markesch aus ging es über den Tizi n'Tishka (2260 m) nach Telouet, wo sich die größte und damals wichtigste Kasbah der Berber befindet. Noch vor einigen Monaten ging von dort aus eine wilde Pistenstraße nach Ait Ben Haddou. Wir fanden uns auf einer großen Baustelle wieder. Grader haben die einst schmale Piste zu einer nahezu Autobahn ausgeweitet. In einigen Monaten wird dieses Tal eine neue Straße zieren. Schade für den Allradfreund, aber gut für die 600 000 Menschen, die im Einzugsgebiet dieser neuen Straße wohnen. Ich saß diese Strecke auf dem Dach des Autos, nur um mal zu sehen, wie es gewesen wäre, wenn wir einen Fahrer gehabt hätten und einer auf dem Dach hätte sitzen müssen. Ich genoss es in vollen Zügen, sind das doch genau die Dinge, die einem im zivilisierten Europa verboten werden.
Der Flusss Asif Ounila, vor einigen Wochen noch ein reißender kalter Fluss, hat sich zu einem Rinnsal verjüngt. Wir waren noch vor Kurzem hier und konnten kaum den Fluss überqueren und nun badeten kleine Kinder darin! Wenn jemand mehr Zeit hat, sollte er sich auf jeden Fall die nur einige Kilometer Tal einwärts gelegene Kasbah Tamdaght ansehen und die dahinterliegenden Gärten!
Wir hatten noch einen lange Weg vor uns über Ouarzazate und den Tizi n'Tinififft (1660 m) nach Agdz, einen eher unschönen Ort, der am Anfrang des Vallée de Draa liegt. Wir fanden in dem Ort allerdings eine kleine Oase namens "Dar Qamar". Zwei Franzosen verwandelten ein Stück Palmenhain in ein wirklich romanitsches Refugium.


Dar Qamar in Agdz

Ich und Manni schliefen dann gleich neben dem Pool zu Geräuschen von Vögeln und Eseln ein!
Am Mittwoch ging es dann das Vallée de Draa entlang über Zagora nach M'hamid. Bis dort hin geht der Draa Fluss und wenn es so viel geregnet hat wie dieses Jahr, weiter bis hinter die Wüste Chigaga in den See Iriki.
In M'hamid hatten wir eine Kamelpartie gebucht. Leider gingen die ersten 45 Minuten einem ausgedrockneten Flussbett entlang, das mehr einer Mülldeponie ähnelte als einem Flussbett. Da kam ich mir dann wirklich wie ein vera.... Tourist vor. Donnoch machten wir das beste draus, fotografierten eben in die richtige Richtung und hatten einen sehr angenehmen Abend unterm Sternenhimmel bei Rotwein und einer leckeren Tajine. Wir schliefen dann alle mit Sandflöhen, Mistkäfern und Skorpionen unter feien Himmel.


Nacht in den Dünen von M'hamid

Am nächsten Tag ging es dann mit ohnehin schon wundem Hintern wieder zurück zum  Ausgangspunkt. Dieses Mal sahen wir nicht so viel Müll, da ein kleiner Sandsturm sein Unwesen trieb. Wenn auch nicht stark, so doch  eindruckgewinnend! Falls jemand mehr Zeit hat, würde ich eindringlichst empfehlen, die 60 km Piste nach Chigaga zu fahren, denn dort tun sich dann wirklich gelbe Dünen auf, so wie man sich das eben vorstellen würde. Wir hatten aber leider diese Zeit nicht.
25 km vor Zagora besuchten wir dann doch noch einmal die Dünen von Tinfou. Von weiten sehen sie aus, wie von einem LKW aufgeschüttet. Aber wieder: wenn man sie von der richtigen Perspektive fotografiert, sehen sie ganz klasse aus!!
In Zagora hatten wir dann die besten Tajines, die ich bis jetzt in Marokko hatte. Hühnchen mit Datteln und Sesam... wunderbar.
Auf dem Weg nach Ouarzazate trafen wir dann lokale Verkäufer neben der Straße. Zuerst reserviert und unnett, aber je länger man mit ihnen redet, umso netter werden sie. Wie meistens in dieser Gegend um Ouarzazate, spielten auch die zwei bei irgendwelchen Filmen mit. Ouarzazate ist ein beliebter Drehort ("Die Mumie", "Babel", "Sahara", "Laurence von Arabien", "Der Glatiator" uvm.). Einer bot ein Chamäleon und eine spezielle Echse feilsch. Die Echse, so erkläre er mir, verwenden Berber, wenn sie Asthma haben. Sie trinken dann einige Wochen lang immer wieder kleine Schlucke von deren Blut... was sie mit dem Chamäleon machen, wollte ich dann gar nicht mehr wissen...

Dune de Tinfou



Ein Fehler ist es, sich auf die Lee Seite einer Düne zu setzen!! Außer man will sandgestrahlt werden!!


Zum goldenen Abschluss gönnten wir uns eine Villa ganz für uns alleine, 20 km von Ouarzazate entfernt. 1200 m² Wohnnutzfläche!, eigene Bar, Pool Tisch, Pool, Blick auf deinen privaten 20 km langen Stausee El Mansour Eddahbi. Nur die Besitzer Veronique und Jean-Claude wohnen da, machten sich aber sehr dünn und kamen immer wieder nur um uns zu bestätigen, dass wir uns wie zu Hause fühlen sollten. Was wir auch taten. Wir hätten es noch lange dort ausgehalten...
Palais des Roses von Veronique und Jean-Claude Corone

Gerne gebe ich Adressen, Telefonnummern, sowie Preise und andere Tips an alle Interessierten ab!!

Sonntag, 4. April 2010

Samstag in Tamaris

Lange nicht und dann gleich zwei Wochenenden hintereinander in Tamaris im Sunny Beach. Grund war der 41. Geburtstag unseres Freundes Dirk!! Super, wenn Leute Geburtstag haben, das feiern und uns auch noch dazu einladen. Wir hatten einen ausgezeichneten Tag am Strand. Nicht gerade warm (über die sexy Outfits der Frauen wurden mehr und mehr Schichen darübergelegt, bis man Männlein von Weiblein fast nicht mehr unterscheiden konnte) aber super warme Stimmung.

Den Kleinen gefiel es, die Mittleren spielten Fußball und der Rest trank Rosé - Olé!!


Manni in seinem Element! Drei Engel für Charly!!

Freitag, 2. April 2010

Shoppen in Maarif - Mittagessen Chez Paul

Die Zeit holt die kleinen Französischen Villen ein, wie hier auf dem Boulevard Massira el Khadra, eine nun moderne Shopping Straße in Casablanca.











Selten fahre ich die - eigentlich - nur 8 km in das Zentrum von Casablanca nach Maarif. Was wirklich das Zentrum ist, weiß ich immer noch nicht, es hat sich auch über die Jahre verlagert. Es gibt verlassen wirkende Fußgängerzonen mit alten Art Déco Häusern, die schon eine viel bessere Zeit erlebt haben, heute aber nur noch an die goldene Zeit Casablancas erinnern.
Die teuren Geschäfte haben sich neue Plätze ausgesucht. Wie in keiner anderen Stadt, die ich jemals gesehen habe, können es sich bekannte Marken hier leisen, sich in den kleinsten, abgelegensten Gassen Casablancas zu verstecken. Sie werden doch von den kaufsüchtigen, reichen Marokkanerinnen gefunden. Wenn man einen Chauffeur hat, ist auch das Parken kein Problem, denn der kann um den Block fahren und warted darauf, dass seine Madame, bepackt mit Tüten, wieder aus dem Laden kommt, um sie aufzulesen.

Rund um das Twin Center in Maarif haben sich nun auch größere, erschwingliche Ketten wie Zara, Marwa, Massimo Tutti, Promode usw. niedergelassen. Zum doppelten Preis von Europa findet man die Läden immer voll. Vor allem Zara ist sehr poplulär. Jeden Tag geht es dort zu, als ob es am nächsten Tag nichts mehr gäbe. Wegen einem T-Shirt stand ich gestern ewig an der Kinderkasse an, wechselte dann zur Herrenkasse und ging wieder zurück. Laute Musik machte eine Reden mit den Mitwartenden unmöglich. Mein Kopf brummte schon von Hip Hop Musik, bis ich endlich mein T-Shirt bezahlen durfte. Nix wie raus!! Da finde ich die Koran Musik in den lokalen kleinen Läden  noch sehr angenehm, auch wenn mir die Verkäuferinnen dort auf den Wecker gehen, weil wirklich jede einen großen Kaugummi im Mund hat und neben meinem Ohr muter darauf  los kaut - mit offenem Mund - versteht sich!!

Alles in allem ist es wirklich ein Einkaufserlebnis. Man kommt regelmäßig mit was anderem heim, als das, was man gesucht hat. Wenn man nichts findet, kann man einem Kerl an der Straße immer noch eine original Rolex Armbanduhr um Dh 80,- (Euro 8,-) oder eine Dolce und Gabbana Sonnenbrille abkaufen.

Dann geht man zu Mittag zu "Chez Paul" gemütlich essen. Es gibt leider nicht viele Plätze in Casa, die eine große Terrasse aufweisen. Das Essen dort ist gut, erschwinglich und das Service passt (meistens). Dort erkennt man auch, wie klein eine 4,5 Millionen Stadt ist, denn man trifft so ziemlich alle. Also nicht der Platz, wo man hingehen sollte, wenn man eine heimliche Liason hat... hihihi.

Bei Rausgehen erblickten wir dann in zwei kleinen Käfigen (noch) lebendige eintages-Kücken. Nicht normale, sondern mit Lebensmittel gefärbte rosa, blaue und grüne Kücken. Ein Wahnsinn. So was wie einen Tierschutzverrein gibt es hier nicht. Ich wollte mir schon eines in die Tasche stecken und zu meinen Mutter-Hennen mit nach Hause nehmen... (hätte ich es nur getan!!).