Montag, 19. April 2010

Wasser, Wasser, überall Wasser


Ich komme leider nur sehr selten in meinen Blog rein und so vergehen Tage und Geschichten. Was sehr schade ist, denn so richtig pfeffrig kann man ja nur schreiben, wenn es einem noch frisch und gewalttätig auf den Fingerspitzen liegt.
In Marokko sollte es an und für sich selten regnen. So war es auch die ersten fünf Jahre, doch unser sechstes war und ist ein sehr feuchtes, ja regelrecht nasses um nicht zu sagen, überschwemmtes Jahr.
Letzten Mittwoch gehe ich mit Elias, Jacob und Alina in den Club. Voller Übermut habe ich meine große Badetasche mitgenommen, liefere Elias beim Fussball und Jacob bei den Ponys ab. Kaum sind wir bei den Ställen, beginnt es auch schon zu regnen. Ich übergebe Jacob meine Jacke, damit ihm nicht zu kalt ist und bin nun froh, dass ich meine Badetücher mithabe, mit denen sich Alina und ich bedecken, bis die zwei Jungs mit ihrem Sport fertig sind. Viele hübsche Französinnen mit ihren Regenschirmen und dazupassenden Disigner Gummistiefel haben sich wohl gewundert, was ich mit meiner dekorativen Badetasche im Gussregen bei den Pferden suche... Ich mich mit der Zeit auch.

Am nächsten Tag fuhr ich dann mit Jacob und wieder Badetasche zu Sandra nach Dar Bouazza raus, um mit ihr an den Strand zu gehen... Kaum draußen, fing es wie aus Kübeln zum Regnen an. Ich kann auch nicht lange bleiben, da Manni mich anruft, dass ich ihn von der Arbeit abholen muss, da der Büro Audi kaputt ist. Kaum in der Stadt, stehe ich schon mal 30 cm im Wasser und in der Warteschlange der ersoffenen Autos. Bei der Unterführung der großen Moschee steht das Wasser noch höher und ist eigentlich kein Wasser sondern flüssig gewordene Kacke. Leider hatte ich mein Fenster auf und bekam eine tolle Ladung rein. Zum Glück hatte ich noch eine Rolle Klopapier im Auto und konnte so, fahrend, die flüssige Bio-Waffe von der Autoinnenseite wischen. Für fünf Kilometer brauchte ich eine Stunde. Ich machte in der Zwischenzeit eine Fallstudie, wie Menschen mit allen möglichen Schuhwerk durch knietiefes Abwasser waten. Die erste Zeit macht das noch Spass, aber dann...
Manni wartete schon auf uns. Ich meinte ganz ruhig, dass er sich nächstes Mal doch ein Taxi nehmen soll, bevor ich mit der Kirche ums Dorf und durch den Gulli fahren muss. Jacob ist eingeschlafen, kein Wunder bei den Dämpfen...
Kaum zu Hause, erwartete uns Elias vor dem Fernseher und berichtete uns in aller Ruhe, dass wir doch mal in den Keller gehen sollten, weil dort überall Wasser ist... Alina hat mich zwei Mal angerufen, ob sie Chips essen darf, von Wasser hat sie leider nichts erwähnt... Wir dachten schon, dass etwas undicht sei und der Regen in den Keller gekommen ist, aber leider: es war der erst fünf Jahre alte Boiler. Dinge in Marokko und das gleiche Ding in Österreich, sind wie das Verhältnis eines Menschenlebens zu einem Hundeleben. Ein Jahr sind sieben Jahre, also war der Boiler schon 35 Jahre alt, das geht ja dann... was für ein lustiges Spiel für die ganze Familie, dann den Boden aufzuwischen...
Das war der Keller!
Auf dem Weg nach oben war Wasser im Stiegenhaus - eine Wassertreppe sozusagen. Hat ja auch nicht jeder. Das war nicht der Boiler, sondern die undichten Fenster.  Jacobs und Elias' Balkon standen unter Wasser und der Ablauf ging Richtung Zimmer (eh klar, dass ein Balkon zum Haus hin hängt...).
Wir brauchten an diesem Tag den Garten nicht zu gießen.
Am nächsten Tag war auch die Straße sauber, weil unter Wasser. Das hatte nichts mit dem Regen zu tun, sondern, dass eine Leitung von Lydec (unser Wasser- und Stromversorger hier) einen Bruch hatte. So kamen wir zu einem örtlichen Wasserfall neben unserem Haus und der Möglichkeit mit dem Schlauchboot in die Schule zu fahren. Bis heute ist das Gebiet nun abgesperrt, auf der Suche nach dem Rohrbruch und das aufgebaggerte Loch ist nun so groß, dass es sich schon bald rentieren würde einen Baggersee daraus zu machen - falls es zu einer Volkabstimmung kommen sollte: ich stimme dafür!!

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