Montag, 26. April 2010

Joggen im Foret de Bouskoura mit fundamentalistischer Begleitung



Foret de Bouskoura noch im noch sehr unbelagertem Zustand!!

Der Foret de Bouskoura ist ein Waldstreifen, etwa 7 km von unserem Haus entfernt Richtung Flughafen. Es gibt da mehrere Wälder, doch einer davon ist sehr populär und leicht erreichbar. An einem Sonntag tummeln sich da tausende Marokkaner. Sie bringen ihre Großfamilie, ihre Tiere, ihre Tajine und Decken und Gaskocher. Das ganz normale Familienleben wird dann in den Wald verlegt. Das ganz normale Dreckmachen dann auch, denn niemand räumt hinter sich auf und an einem Montag morgen ähnelt das ganze einer Müllhalde (obwohl: es wird von Jahr zu Jahr besser!!!). An einem Sonntag sind auch Hängematten zu mieten und man kann mit Eseln reiten, die einen Mercedesstern auf der Stirn haben. Auch gibt es einen Markt, wo man alles kaufen kann und bei einem Meeerscheweinchenglücksspiel mitmachen kann - es gibt praktisch nichts, was es dort nicht gibt.
Für uns Europäer ist es gut, dass sich die Marokkaner im Allgemeinen gerne alle zusammen setzen. Das heiß, alle sitzen geballt auf einem Fleck zusammen, direkt neben ihren Autos mit offenen Türen, aus denen laute Koranmusik erschallt. Sie sitzen in ihrem eigenen Unrat und es stört sie keineswegs.
Es kommen auch immer mehr Fundamentalisten, die sich dann in den hinteren Teil des Waldes verschanzen. Vielleicht sind ihnen die "normalen" Moslems schon zu ungläubig und sie wollen sich von ihnen abgrenzen. Erst kürzlich traf ich am Sonntag mit Alina und Jacob auf so ein Grüppen. An die 25 Männer von vier bis 99 Jahren standen in einer Linie und waren gerade in ihr Nachmittagsgebet vertieft. Jacob meinte nur: "Schau mal Mama, die machen Gruppensport!"
Eine Woche später joggte ich wieder dort an einem Sonntag (was wir eher selten tun). Alina und Jacob waren mit den Rädern mitgefahren. Gegen Ende meiner Runde kommt ein Fundamentalist aus dem Wald gekrochen. Er zog grad noch sein Käppchen zurecht und streifte seine Gallabah (diese langen Kittel) gerade. Weiß Gott bzw. Allah, was er da drinnen gottesgnädiges gemacht hat... will es auch gar nicht wissen. Er schleicht sich bei uns vorbei, nicht ohne mir in meinen kurzen Jogginghosen und meinem Trägerleibchen einen bösen Blick zugeworfen zu haben... Er holte aus einem Versteck sein Fahrrad heraus und folgte uns dann. Beim Vorbeifahren fragte er mich dann, ob das mein Sohn sei - auf Jacob weisend (wegen einer Tochter kräht bei denen ja kein Hahn...). Ich meinte "ja" und gab noch mit einem weiteren Sohn an, damit ich ihm meinen Strand als sohngebährende Mutter gleich klarmachen konnte!! Weiter meinte er dann, dass man unbedingt den Koran lesen soll. Auch auf das hatte ich eine positive Antwort bereit: ich habe ihn schon gelesen und lese ihn gerade das zweite Mal. Was ich ihm verschwieg war, dass ich immer noch auf der Suche nach den Stellen im Koran bin, die was von Kopftuch oder Alkoholverbot erwähnen (und noch vieles mehr!). Er überhörte das wohl, denn er meinte, wenn ich mal sterbe, bekomme ich von Allah drei Fragen und wenn ich die nicht beantworten kann, komme ich ins Fegefeuer... uff. Ich mag zwar unseren Bendikt in Rom nicht, aber selbst der hat es geschafft, das Fegefeuer abzuschaffen!!! Ich meinte gegen Ende nur zu meinem bärtigen Begleiter, dass ich schon in den Himmel kommen werde, weil ich ja - im Gegensatz zu den meisten von ihnen - den Wald sauber halte, der ja auch ein wunderbares Geschöpf Gottes ist.

Und in diesen Wald gehe ich auch heute wieder laufen.

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