Freitag, 26. März 2010

Wunder geschehen


Gestern hatte ich noch ein kleines Wort mit dem lieben Allah, dass er meinen Fuß schnell heilen lassen soll. Ich meinte, ich sei ja eine Mutter von drei Kindern und Besitzerin einer Kleinfarm und außerdem ist der Kühlschrank leer, also muss ich einkaufen gehen und das geht ja wohl so schlecht mit Krücken!! Und heute morgen, siehe da, stehe ich auf und es ist nur noch ein kleines Stechen zu spühren! Wunder geschehen auch heute noch. Es nützt eben doch, dass ich sowohl die Bibel als auch den Koran neben meinem Bett stehen habe. Das nenne ich Risikostreuung auf religiöser Ebene.


Nach den Deutschstunden, die ich meinen eigenen Kindern gebe (an dieser Stelle will ich jedem abraten, eigene Kinder zu unterrichten!!), fuhr ich also in einen Konsumtempel, wo es von Ersatz-Unterhosengummis bis Schlagbohrer die nicht schlagen, einfach alles gibt. Egal was oder wie viel man braucht, man benötigt immer ein-einhalb Stunden und einen Schnaps danach. Auch bin ich immer die, die mit 100%iger Sicherheit an der Kasse ansteht, die dann einen Deffekt hat, wo der Kassier einen Herzinfarkt bekommt oder eine geklaute Kreditkarte nicht geht. Alle anderen stehen dann total ruhig rum, hören sich arabische Lieder über den ipod an, sammeln weitere Produkte aus den Regalen, machen Heiratsversprechungen oder starren einfach nur Löcher in die Luft. Ich hingegen, sehe alle 20 Sekunden auf die Uhr, denn irgendwo muss man ja meistens noch hin und wundere mich schon das sechste Jahr, dass das immer nur mir passiert.


Danach holte ich meine große Einkaufstasche auf Rädern, die ich mir in Russland für die lokalen Märkte dort gekauft hatte, aus dem Auto, kreuzte unter Lebensgefahr die Straße und tauchte in meinen Lieblingsmarkt, dem Derb Korea ein. Derb heißt Gasse, Straße - man findet dieses Wort immer wieder vor anderen Namen. Korea könnte wohl daher kommen, dass ein Teil dieses Marktes mit asiatischen Produkten überschwemmt ist. Mein Lieblingsteil hat aber absolut nichts mit Korea zu tun. Man bekommt dort Obst und Gemüse, Fisch und Fleisch, Hasen, Hühner, Affen,... aber mehr zu dem Markt in einem eigenen Blog.

Bald schon komme ich drauf, dass ja heute wieder Freitag ist!! Freitag ist Moschee Tag und jeder wandert zu Mittag dort hin. Rollläden werden runtergelassen und vorzu schließt jeder kleine Marktstand. Und so stand ich wieder einmal in einem fast leeren Markt. Ich kaufte schnell noch Erdbeeren, Äpfel und Bananen und ergatterte noch alte Salatblätter für meine Hasen. Das Tor zum Markt war schon geschlossen, als ich wieder rauskam. Auf der Hauptsraße war vorher ein alter Mann mit einem Holzwagen, der rote Kaktus Früchte verkaufte. Der Wagen war noch da, aber der Mann nicht mehr, obwohl ich ihm doch "eingedeutscht" habe, dass er mir schon mal 20 Stück davon schälen soll, damit ich sie nur mehr abzuholen brauche (mütterliche Zeitoptimierung!!). Jetzt kommt was sehr marokkanisches: der Besitzer eines Fruchtladens nebenan, sieht , dass ich auf den Kaktus Mann warte und obwohl dieser eigentlich eine Konkurrenz im europäischen Sinne für ihn darstellt, hilft er aus. Er zählt mir 20 Stück rote Kakteen in einen Plastiksack (leider hat er sie mir nicht geschält, wie es so üblich wäre...) und gibt mir noch drei Stück zur Vorort-Verkostung gratis in den Mund (ja, schon geschält - natürlich!!). So helfen hier viele sich gegenseitig auf den Märkten aus, wenn mal einer schnell abtreten muss. Den Namen der roten Kaktusfrucht werde ich auch noch ausfindig machen, da ich einen lebenslangen roten Flecken dergleichen in einem beigen Teppich habe.


Übermütig, weil mein Bein so schnell geheilt ist, fuhr ich dann auf der zweispurigen Stadtautobahn, die die Einwohner aber inoffiziell als vierspurig benutzen, zu Koransuren singend (weil ja Freitag!) auf dritter Spur nach Hause.

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